Psychologe in Wolfsberg

Sehr oft meldet sich ein Neuklient telefonisch oder per Mail mit der Frage: „Ich suche im Raum Wolfsberg bzw. Kärnten einen Psychologen. Können Sie mir weiterhelfen?“
Meine Antwort in der Regel darauf: „Ich betreibe mit meiner Frau die Gemeinschaftspraxis Paar-Weise. Meine Gattin arbeitet vorwiegend als Psychotherapeutin, ich selbst als Lebens- und Sozialberater.
Psychotherapeutin? Lebens- und Sozialberater? Schon wieder zwei neue Begriffe. Ein Begriffs- und Kompetenzdschungel, wo dieser Artikel Licht ins Dunkel bringen soll (die Langversion finden Sie auf www.elternseite.at).

Allgemein: Das Wort „Psychologe“ dient für viele Menschen, die noch nie Hilfe bei persönlichen Herausforderungen in Anspruch genommen haben, als umgangssprachlicher Sammelbegriff für unterschiedliche folgende Berufsgruppen.

Psychologen

Psychologen dürfen sich diejenigen Personen nennen, die Psychologie studiert und das Hochschulstudium der Psychologie abgeschlossen haben. Psychologen sind in vielen unterschiedlichen Bereichen tätig. In Österreich gibt es nach dem Psychologiestudium unter anderen die Zusatzausbildung zum Klinischen- und/oder Gesundheitspsychologen.

Psychotherapie

Psychotherapeuten sind zuständig für die Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen. In Österreich gibt es derzeit 23 anerkannte psychotherapeutische Verfahren oder sogenannte „Schulen“, die sich unterschiedlicher Menschenbilder, Methoden und Techniken bedienen. Um Psychotherapeut zu werden, muss eine mehrjährige Ausbildung absolviert werden. Psychotherapie ist eine klinische Behandlungsform, die psychische Erkrankungen und psychische Leiden wie z. B. Angststörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen und viele andere behandelt.

Lebens- und Sozialberater

Lebens- und Sozialberater haben eine zertifizierte, mehrjährige Ausbildung absolviert. Sie können sowohl in eigener Praxis, als auch in psychosozialen Institutionen arbeiten. Sie beraten und betreuen psychisch gesunde Menschen in verschiedensten Problem-, Konflikt- und Entscheidungssituationen innerhalb unterschiedlichster Themenbereiche wie beispielsweise Persönlichkeitsentwicklung, Partnerschaft, Ernährung, Bildung oder Berufliches.

Psychiater

Psychiater haben einen ganz anderen Werdegang. Sie sind Mediziner mit einer Spezialisierung auf den Fachbereich Psychiatrie. Sie stellen Diagnosen, führen Gespräche und dürfen Medikamente verschreiben. Sie sind die Experten, wenn es darum geht, bei psychischen Belastungen und Erkrankungen die passende medikamentöse Unterstützung zu finden.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen, einfach ein kurzer Anruf oder ein Mail an unsere Praxis, dann klären wir sofort, welche Unterstützung Sie am besten benötigen.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

Wie kann ich meinen Mann zu einer Paarberatung bzw. Paartherapie bewegen?

Wenn ein Paar vor einer schwierigen Situation steht, ist der Gang zum Paartherapeuten oder Paarberater oft ein erster Schritt aus der emotionalen Sackgasse. Da der Titel dieses Blogbeitrags suggerieren könnte, dass Männer tendenziell dieser Methode reserviert gegenüberstehen, möchte der – männliche – Schreiber dieser Zeilen folgendes festgehalten: Wir Paartherapeuten und Paarberater erleben das Phänomen in unseren Praxen, dass die männlichen Vertreter der oft gescholtenen „jüngeren Generation“ weit offener diesem Thema zugewandt sind. Will heißen: Für die 20- bis 30-jährigen ist eine Paarberatung ein ähnlich unaufgeregter Prozess wie der Gang zum Hausarzt des Vertrauens.
Selbstverständlich gibt es auch viele Vertreter meines Geschlechtes, die sich weit jenseits des 30. Lebensjahres befinden, und mit ihrer Partnerin bei einer Beratung die gemeinsame Paarbeziehung reflektieren bzw. ev. sogar Schritte zur Änderung einleiten.
ABER: Bei einem Großteil der Männer löst alleine das Wort „Paarberatung“ oder „Paartherapie“ einen allergischen Schock oder zumindest Schnappatmung aus. Sein intimstes Innerstes vor einer „Psycho-Tante“ oder einen „Psycho-Onkel“ auszubreiten – nein, das geht überhaupt nicht!
Hier eine kleine Auswahl an Ausreden, die Männer ihren Frauen präsentieren, wenn letztere die Paarbeziehung mit Hilfe eines außenstehenden Dritten verbessern möchten:
bq. „Das kriegen wir schon selber hin.“

„Fahren wir mal wieder ein paar Tage in die Therme, dann passt es schon wieder.“

„Ich weiß nicht, was du hast. Bei uns ist doch eh alles in Ordnung. Auch anderen Paaren geht es ab und zu mal schlechter.“

„Das wird schon wieder. Wahrscheinlich hast du es wieder mit deinen Hormonen…“

„Wenn wir öfters Sex hätten, hätten wir auch weniger Probleme und du wärst nicht so unzufrieden.“

Na, liebe weibliche Leserinnen dieses Blogartikels? Schon mal so eine Aussage von Ihrem „Schatzi“ vernommen?
Mit diesen Killerphrasen, die keine weitere Diskussion über dieses Thema zulassen, wird dann der Vorstoß der Frau abgehakt. Das Thema ist – zumindest für den Mann – vom Tisch. Und die Probleme werden weiterhin unter den Teppich gekehrt. Wohl wissend, dass diese sich im Laufe der Jahre zu einem immer größeren Berg an Verletzungen, Missverständnisse und unerfüllte Wünsche anhäufen werden.

Bevor ich speziell den geschätzten Leserinnen dieses Blogartikels ein paar Tipps mit auf den Weg gebe, möchte ich Sie ein wenig mit der männlichen Psyche vertraut machen, warum ein derartiges Vermeidungsverhalten erkennbar ist.

Achtung, nun folgende einige Generalisierungen, die im Einzelfall sich natürlich anders darstellen können:
Grundsätzlich ist für einen Mann ein Gang zu einer Paarberatung oder Paartherapie mit massiven Kontrollverlust verbunden. Welche Themen werden vom Berater/Therapeuten angesprochen? Werde ich mit Fehlern konfrontiert, für dich ich keine Gegenargumente habe? Wird die Situation dadurch vielleicht noch schlimmer? Werde ich Handicaps haben, weil ich mich kommunikativ nicht so gut ausdrücken kann?
Da die Beratungs- und Psychotherapieszene zu einem großen Teil von Frauen geprägt ist, kommt zudem noch die Angst des Mannes dazu, dass sich die Therapeutin oder auch die Beraterin mit der Partnerin solidarisieren könnte.
Dies sind die am häufigsten geäußerten negativen „Erwartungshaltungen“ von Männern gegenüber einer Beratung oder Therapie. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass dies speziell bei Männern in den ersten Anfangsminuten einer Beratung sogar durch eine immense Körperanspannung sichtbar wird. Dies verfliegt allerdings rasch, sobald „Mann“ merkt, dass hier ein gleichberechtigter Prozess wertschätzend moderiert wird.
Gut, nun kennen wir die Schwellenangst, die viele Männer eine Paarberatung meiden lässt.

Wie motiviere ich nun meinen Mann zu einer Paarberatung?

Jetzt sind wir bei der Einstiegsfrage dieses Blogartikels angelangt. Wie kann ich meinen Mann den noch zu einer Paarberatung bzw. Paartherapie bewegen?
Diese Frage kennt wohl jeder Psychologe, jeder Therapeut und jeder Berater nur zu gut. Hier einige Tipps in einer nicht zufällig gewählten Reihenfolge, wir beginnen bei der geringsten Eskalationsstufe – und gehen jeweils zur nächsten vor, wenn die vorherige Variante nicht zielführend war:

Eskalationsstufe 1:
Versuchen Sie in einem Gespräch mit Ihrem Mann die eingangs erwähnten Schwellenängste indirekt anzusprechen und die Sorgen zu zerstreuen. Überlassen Sie auch dem Mann die Wahl des Beraters oder des Therapeuten.

Eskalationsstufe 2:
Erklären Sie Ihrem Mann, dass Sie keinesfalls mehr gewillt sind, diese Beziehung so weiterzuführen wie bisher. Wenn Kommunikation unter den Partnern nicht möglich ist, braucht es eine außenstehende 3. Person. Setzen Sie Ihrem Partner eine Frist von zwei bis drei Wochen, wo er einen Termin für eine Paarberatung ausmacht.

Eskalationsstufe 3:
Ist diese Frist ergebnislos verstrichen, muss Ihr Partner die Konsequenzen spüren. Reduzieren Sie die Kommunikation auf das Nötigste (z. B. die gemeinsamen Kinder etc.) und reduzieren Sie Ihre Arbeitsleistung im gemeinsamen Haushalt drastisch. Sie werden sich wundern, was ein Berg von liegengebliebener Wäsche oder Geschirr schon so alles bewirkt hat.

Eskalationsstufe 4:
Gehen Sie in weiterer Folge auf räumliche Distanz in der gemeinsamen Wohnung bzw. im gemeinsamen Haus. Verlassen Sie auch das gemeinsame Bett. Zärtlichkeiten können eben nur ausgetauscht werden, wenn auch die Kommunikationsbasis stimmt.

Eskalationsstufe 5:
Unternehmen Sie viel mit Freundinnen und Bekannten, bleiben Sie auch das eine oder andere Mal über Nacht weg, ohne dies groß vorher anzukündigen.

Eskalationsstufe 6:
Fruchten all diese Schritte nichts, führt der Weg an einer Vorstufe von „Trennung auf Zeit“ kein Weg vorbei. Ihr Partner muss wissen, dass es Ihnen ernst ist. Ein Auszug über mehrere Tage bringt auch hier bereits oft Dynamik in das System.

Eskalationsstufe 7:
Erst der letzte Schritt sollte die klare Botschaft beinhalten: „Wenn du mit mir nicht bereit bist, an unserer Beziehung zu arbeiten, werde ich die Scheidung einreichen.“ Dazu müssen Sie dann auch bereit sein, den Kontakt zu einem Anwalt zu suchen, der ein solches Papier zumindest für Sie vorbereitet. Im besten Fall benötigen Sie dieses natürlich nicht wirklich. Es ist das allerletzte Druckmittel. Sollten Sie nicht verheiratet sein und in einer Partnerschaft leben, wäre das Äquivalent zum Scheidungspapier ein juristisches Schreiben bezüglich der Gütertrennung und die Regelungen bezüglich Alimente und Besuchslösungen, wenn es gemeinsame Kinder gibt.

Sie werden sich beim Lesen dieser Eskalationsschritte sicherlich gedacht haben: „Muss das wirklich sein, dass ich meinem Partner die Daumenschrauben derart ansetze, damit er mit mir einen Neustart macht?“

Die Antwort ist ein klares JA!

Schön wäre es, wenn Sie nicht bis zur Eskalationsstufe 7 gelangen müssten. Seien Sie aber versichert: Wenn Sie nichts unternehmen, bleibt dennoch nichts wie es ist. Die Beziehung verschlechtert sich über die Jahre sukzessive und Sie und Ihr Partner verlieren wertvolle Lebenszeit. Ganz zu schweigen von der Vorbildfunktion, die Sie für Ihre Kinder innehaben. Sie und Ihr Partner sind der erste Beziehungsentwurf für die spätere „Beziehungszukunft“ ihrer Kinder. All das, was Sie an Konfliktlösung und Beziehungsarbeit vorleben, wird Ihr Nachwuchs auch übernehmen. All das, was Sie unterlassen, ebenso.
Aus meiner jahrelangen Praxis kann ich Sie aber beruhigen: Viele Paare kommen nach Erreichen der Eskalationsstufe 7 zu mir in die Praxis – und schaffen endlich durch das gemeinsame Reden einen Neustart. Ohne Scheidung und ohne Trennung.
Auch Ihnen wünsche ich, dass Sie diese Kurve kratzen – auch wenn teilweise harte Bandagen angelegt werden müssen. Die sind leider nötig, denn das männliche Beharrungsvermögen (in vielen Situationen ein Vorteil) ist nicht zu unterschätzen.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von domitian auf Pixabay)

Die 10 Regeln des Lebens, die für uns alle gelten

Die US-Amerikanerin Chérie Carter-Scott ist preisgekrönte Bestseller-Autorin und genießt seit den 1970er-Jahren den weltweiten Ruf als „The Mother of Coaching“. In einem ihrer Werke hat sie folgende „10 Regeln des Lebens“ formuliert:

Regel 1

Du wirst einen Körper erhalten. Ganz egal, ob du ihn liebst oder hasst – er gehört zu dir dein Leben lang. Also akzeptiere ihn, so wie er ist. Es zählen die inneren Werte.

Regel 2

Du wirst einige Aufgaben zu lösen bekommen. Das Leben gibt dir jeden Tag die Chance, etwas zu lernen. Diese Lern-Aufgaben sind jeweils speziell für dich gemacht. Sie anzunehmen und gut zu lösen hilft dir, den Sinn deines Lebens zu erkennen und es freudvoll zu gestalten.

Regel 3

Es gibt keine Fehler, nur Lernchancen. Deine Entwicklung zu mehr Weisheit und Bewusstsein ist ein Prozess von Versuch und Irrtum. Es ist unvermeidlich und Natur gegeben, dass die Dinge nicht immer so klappen, wie du es dir wünschst. Leidenschaft und Vergebung sind das Rezept gegen allzu harte Urteile – gegenüber dir selbst und anderen. Wenn du mit Ethik, Integrität und Humor durchs Leben gehst – und mit der Fähigkeit, auch über dich und deine Missgeschicke zu lachen – wirst du akzeptieren können, dass „Fehler“ einfach Lektionen sind, die es zu lernen gilt.

Regel 4

Die Lektion wird wiederholt, bis du sie gelernt hast. Was du vielleicht als Probleme, Herausforderungen, Irritationen oder Frustrationen wahrnimmst, sind weitere Aufgaben. Sie werden so lange wiederholt, bis du sie als Chancen begreifst und löst. Dazu ist es notwendig, dass du aufmerksam und flexibel bist. Akzeptiere auch, dass du nicht ein Opfer widriger Umstände bist – sondern dass dir Dinge passieren, weil du so bist, wie du bist. Andere oder „die Umstände“ für dein Schicksal verantwortlich zu machen, wäre eine bequeme Ausrede und Flucht. Du allein bist dafür verantwortlich, was dir passiert. Hier ist manchmal Geduld nötig, denn die Dinge ändern sich nicht unbedingt über Nacht.

Regel 5

Du wirst nie aufhören zu lernen. Während deines ganzen Lebens wird es immer wieder Aufgaben und Lernchancen geben. Gib dich dem Rhythmus des Lebens hin und sträube dich nicht dagegen. Freunde dich mit dem Lernen und der Veränderung an. Sei ehrlich und erkenne deine Schwächen an, sei flexibel und stelle dich auf neue Situationen ein. Wenn du auf Altem beharrst, nimmst du dir die Freiheit neuer Möglichkeiten.

Regel 6

Woanders ist es nicht besser als hier. Auf der anderen Seite des Zaunes mag das Gras grüner sein. Aber wenn du dorthin gehst, ist das nicht der Schlüssel zur Glückseligkeit. Sei dankbar für das, was du hast und für den Weg, den du gehst. Schau versöhnlich auf das, was dir vermeintlich fehlt, es würde dich nicht glücklicher machen. Lebe aufmerksam in der Gegenwart und du wirst Frieden finden.

Regel 7

Andere sind nur ein Spiegel deiner selbst. Du liebst oder hasst Dinge an anderen, die du an dir liebst oder hasst. Sei tolerant und akzeptiere die anderen, so wie sie sind. Entwickle deine Fähigkeit zur Selbstreflexion, damit du deine Gedanken und Gefühle immer besser verstehst. Negative Erfahrungen sind Chancen, alte Wunden bei dir zu heilen. Wenn du andere unterstützt, unterstützt du dich selbst. Gelingt dir das nicht ist das ein Zeichen dafür, dass du deine eigenen Bedürfnisse gerade vernachlässigst.

Regel 8

Wie sich dein Leben entwickelt, liegt bei dir. Du hast alle Fähigkeiten und Ressourcen, die du brauchst. Was du damit anfängst, liegt bei dir. Übernimm Verantwortung für dich und dein Leben. Wenn du Dinge nicht verändern kannst, lerne los zu lassen. Ärgere dich nicht lange über Unerfreuliches, denn negative Gedanken blockieren deinen Geist. Wir alle haben Kraft und Mut in uns – nutze beides um das zu tun, was richtig und wichtig für dich ist.

Regel 9

Die Antworten auf deine Fragen sind in dir. Vertraue auf deinen Instinkt, deine innere Stimme, deine Inspiration. Sieh hin, höre zu und vertraue dir.

Regel 10

Du wirst all dies bei deiner Geburt vergessen. Wir alle werden mit diesem Wissen geboren. Frühe Erfahrungen führen uns dann in eine physische Welt, weg von unserem spirituellen Selbst. So fangen wir an zu zweifeln, werden zynisch, verlieren Glauben und Zuversicht.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Image by Pexels from Pixabay)

Höheres Selbstwertgefühl sorgt für ein gesünderes Herz

Ich muss gestehen, ich habe noch nie gezählt, wie oft mir das Thema „Selbstwert“ in Systemaufstellungen bisher begegnet ist. Rein nach meinem Gefühl zu urteilen, ist es aber bei drei von zehn Aufstellungen der Fall, dass dieses Thema mit dem Anliegen des Klienten verknüpft ist. Dabei ist es auch herzlich egal, ob es sich um ein privates oder berufliches Anliegen handelt. Sowohl bei Managern ist dieses Thema ebenso präsent, wie bei der Ehefrau, die sich gegen ihren Ehemann „behaupten“ möchte. Oft führe ich als Aufstellungsleiter auch selbst das Element „Selbstwert des Anliegenbringes“ als eigenen Repräsentanten bei einer Systemaufstellung ein. Sobald diese „Person“ aufgestellt ist, zeigt sich schon an Körperhaltung, wie es um den Selbstwert bestellt ist. Befragt man den „Selbstwert“, erhält man auch sehr oft detaillierte Infos über zurückliegende Verletzungen bzw. Prägungen aus der Kindheit. Oft bekommt man den Eindruck, dass vielen Menschen dieser im Lauf der Jahre abtrainiert wurde. Aufgabe der Aufstellung – ganz gleich ob Familienaufstellung oder Organisationsaufstellung – ist es, Wege zu finden, wie in kleinen Schritten dieser Selbstwert gestärkt werden kann. In der Nachbetreuung nach Abschluss der Aufstellung gehen wir dann gemeinsam daran, Schritt für Schritt diese kleinen Veränderungen in den Alltag zu transferieren.

Auswirkungen auf den Gesundheitszustand

Das ist nicht nur für den psychischen Gesundheitszustand des Klienten befreiend. Denn ein geringer Selbstwert kann auch fatale folgen auf die physische Verfassung eines Menschen haben – wie der Psychologe Andy Martens von der University of Canterbury herausfand.

So wurde getestet:

Die Wissenschaftler führten eine Reihe von Experimenten durch an denen insgesamt 184 Personen teilnahmen. Bei einem Test erhielten die Teilnehmer ein falsches Feedback über ihre Intelligenz oder ihre Persönlichkeit. Ziel war es, das Selbstwertgefühl zu senken.

Bei einem anderen Test wurden sie ersucht, ihr natürliches Selbstwertgefühl zwei Wochen lang jeden Tag zu bewerten. Zusätzlich wurde die Aktivität des Vagustonus des Herzens analysiert. Diese Werte geben an, wie stark das parasympathische Nervensystem (PNS) die Aktivität des Herzens beeinflusst. Der Vagustonus ist ein Schutzmechanismus des Herzens. Je höher der Wert ist, desto geringer die Gefahr eines Herzinfarktes.

Das parasympathische Nervensystem sorgt für die Verlangsamung und Beruhigung des Herzens. Es steht damit im genauen Gegensatz zum sympathischen Nervensystem, das Reaktionen wie “Kampf oder Flucht” steuert. Das parasympathische Nervensystem reduziert Stress und Entzündungen. Ist es nicht ausreichend aktiv, kann es zu kardiovaskulären Problemen und Autoimmunerkrankungen kommen.

Unterstützung durch Familie und Freundeskreis

Bei jedem Test entsprach ein höheres Selbstwertgefühl einem höheren Vagustonus. Martens betont, dass die aktuelle Studie erstmals nachweist, dass Veränderungen des Selbstwertgefühls zu einer direkten Veränderung der Physiologie führen können. Der Psychologe ist davon überzeugt, dass die zuverlässigste Möglichkeit zur Verbesserung des Selbstwertgefühls darin besteht, sich mit Freunden oder Familienmitgliedern zu umgeben, die einen unterstützen. Menschen, die ein überzeugend positives Feedback geben, sind hilfreicher als wenn man zum Beispiel versucht, positiv zu denken.

Ein niedriges Selbstwertgefühl bedeute laut Martens mehr als sich einfach schlecht zu fühlen. Es bedeute auch, dass der Körper nicht optimal funktioniert und das könne ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von TheUjulala auf Pixabay)

Wie uns fehlender Rhythmus und fehlende Gemeinschaft in die Überforderung treiben

„Die Menschen halten heute einfach nichts mehr aus und kippen bei der kleinsten psychischen Belastung um. Was haben unsere Vorfahren nach dem 2. Weltkrieg nicht alles erlebt? Das Land war zerbombt, die Männer sind gefallen oder sind schwer verletzt oder traumatisiert nach Hause gekommen. Trotzdem musste es weitergehen und niemand hatte damals ein Burnout.“

Aussagen wie diese, sind von Vertretern der Generation 50+ oft genug zu hören – manchmal auch in abgewandelter, aggressiverer Tonart.
Auf den ersten, oberflächlichen Blick haben jene, die diese Aussagen treffen, Recht. Wie können wir nur unsere heutige Belastung im Berufs- und Privatleben mit jener in den Nachkriegsjahren vergleichen. Die Menschen damals hatten (noch) keine Perspektive, die Aufbruchsstimmung nach dem Wiederaufbau und das darauffolgende Wirtschaftswunder waren noch weit entfernt.
Wir hingegen betreiben „Jammern auf hohem Niveau“: Wir leben nach Maßstäben der Nachkriegsjahre in absolut luxuriösen Umständen, leisten uns aufwändige Urlaube, leben das Prinzip der Wegwerfgesellschaft nicht nur im Konsum sondern auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Und dann, beim geringsten Anflug einer beruflichen oder privaten Überforderung schlittern wir ins Burnout. Oder ins Long COVID, das als Sammelbegriff auch die Symptome auch einer Leistungsdepression (=Burnout) beinhaltet, zuletzt immer mehr dafür auch herhalten muss.
Wie eingangs erwähnt: Oberflächlich betrachtet, halten wir heutzutage einfach nichts mehr aus. Früher waren die Menschen einfach stabiler, sind mit handfesten Krisen viel besser umgegangen als unsereins.
Etwas tiefer betrachtet, greift diese einfache Feststellung zu kurz. Nehmen wir als Beispiel die viel zitierten „Trümmerfrauen“, die nach Kriegsende das Leben in den zerbombten Städten Deutschlands und Österreichs zu meistern hatten. Viele waren sicherlich überfordert, hatten unsägliche Zukunftsängste und wenig Vertrauen ins Leben. Dennoch vollbrachten sie schier Unmögliches und leisteten ihren Beitrag zum Wiederaufbau. Auch in der Landbevölkerung lag es oft an den Frauen, die durch Tod, Gefangenschaft oder Verletzung abwesenden Männer zu ersetzen.
Falls es den Begriff damals schon gegeben hätte: Litten diese Menschen damals an Burnout? Fehlanzeige!
Deshalb drängt sich eine zentrale Frage nach dem direkten Vergleich immer mehr in den Vordergrund:

Was gab den Menschen nach dem 2. Weltkrieg diese bewundernswerte physische Stabilität, die uns in der heutigen „Wohlstandsgesellschaft“ fehlt?

Antwort:

Die Menschen von damals wurden von zwei wesentlichen Säulen getragen: Rhythmus und Gemeinschaft
Beides ist uns allen mehr oder weniger in den letzten Jahrzehnten abhandengekommen. Eine Gegenüberstellung der beiden wesentlichen Unterschiede zwischen damals und heute:

Der Rhythmus oder der „Takt der Natur“

Damals: Heute:
  • Klare Arbeitsabläufe
  • Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatzeiten sind nicht nur verschwommen, sondern oft nicht mehr erkennbar
  • Abgrenzung zwischen Ruhe- und Arbeitszeiten (auch wenn letztere noch ein viel höheres Ausmaß hatten als heute)
  • Pausen werden als unproduktiv abgestempelt und wir lassen einen ständigen Informations-Tsunami in Form von Social Media und News auf uns einströmen.
  • Kein Multitasking, sondern eines nach dem anderen (die Unterscheidung von „dringenden“ und „wichtigen“ Aufgaben schafften die Menschen auch spielerisch ohne dem Wissen aus dem berühmten Eisenhower-Modell.
  • Ständiges Multitasking
  • Gemeinschaftliches Leben

    Damals: Heute:
  • Die Menschen – egal ob in Städten und Dörfern – waren auf sich gegenseitig angewiesen. Kooperation war bei allen – natürlich auch damals – vorherrschenden zwischenmenschlichen Konflikten ein absolutes Muss.
  • Der Effekt des „Cocooning“ (=sich vermehrt aus der Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben zurückzuziehen) hat bereits in den späten 1980er-Jahren begonnen
  • Bei Schicksalsschlägen oder Elementarereignissen leisteten ohne viel Aufhebens andere Familien oder soziale Gruppen Hilfestellung
  • Die Nachbarn von nebenan werden eher als Störenfriede denn als Helfer bei Problemen erkannt.
  • Das gemeinschaftliche Miteinander war von vielen Ritualen – auch fernab der religiösen Zwänge – gekennzeichnet
  • Die Kommune oder der Staat wird „angeklagt“, um für Verbesserungen zu sorgen. Der Beitrag jedes einzelnen wird dabei außer Acht gelassen.

  • Fazit

    Es geht bei dieser Gegenüberstellung nicht darum, die „früheren Zeiten“ zu glorifizieren. Dennoch lohnt ein kritischer Blick zurück, was in unserer Gesellschaft im Lauf der Jahrzehnte auf der Strecke geblieben ist. Sind wir wirklich so fortschrittlich geworden?
    Und vor allem kann sich jeder von uns folgende kritische Frage stellen: Was kann ich in meinem engsten Einflussbereich tun, dass das Gute von damals in Heute integriert werden kann?

    Alles hat einen Rhythmus und ist in Gemeinschaften organisiert – die Natur lebt uns dies täglich vor. Betrachten wir selbst unser Leben, wo wir aus diesem gemeinschaftlichen Rhythmus ausgestiegen sind – und wir erhalten viele Antworten zur Verbesserung unseres irdischen und seelischen Daseins.

    Auf ein baldiges Wiederlesen!

    Dein Andreas Reisenbauer

    Image by Gerd Altmann from Pixabay

    Wie komme ich gut durch die aktuelle Zeitqualität?

    Wie komme ich gut durch die aktuelle Zeitqualität? Diese Frage ist eine der zentralen in den Beratungs- und Psychotherapiepraxen.
    Ja, die aktuelle Zeit ist herausfordernd. Dieser Satz wird auch ständig von der Politik, den Medien, den Social-Media-Portalen seit der Coronapandemie ventiliert. Die Ukraine-Krise, die Energie-Krise, die Klima-Krise oder die grassierende Teuerung sorgen dafür, dass der ständige Luftstrom der Angstmache nicht abreißt.
    Doch lassen wir für einen Moment die vorhin erwähnten Krisen beiseite und betrachten wir das derzeitige Geschehen von der anderen Seite.

    Gehen wir davon aus, dass die genannten Krisen im Außen nur die Spitze des Eisberges darstellen. Sprich: Es zeigt sich im Außen, was sich im Inneren, also bei den Menschen abspielt. Das Leben auf der Erde ist in vielen Bereichen an seine absoluten Grenzen angelangt. Ganz egal, ob dabei die Wirtschaft, das Finanzsystem, die gerechte Verteilung von Nahrung und Vermögen oder das Ökosystem in Betracht gezogen werden.
    Auch das Zusammenleben der Menschen selbst ist betroffen. Viele stellen sich – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – Fragen wie: Macht mein Job, macht meine Beziehung zu meinem Partner bzw. zu meiner Partnerin, machen meine Kontakte zu bestimmten Bekannten und Verwandten überhaupt noch Sinn?

    Ein neuer Weg zeichnet sich ab

    Es geht um einen neuen Weg, den die gesamte Menschheit nun einschlägt. Corona, Ukrainekrieg & Co. sind nicht die Auslöser für diesen Weg, sondern die Übergangszeichen vom letzten Aufbegehren eines alten Systems.
    Wir sehen im Außen den „Abschiedsschmerz“, der wohl noch einige Jahre zu registrieren sein wird. Es macht schon in Sinn unserer Psychohygiene wenig Sinn, sich von diesem „Abschiedsschmerz“ anstecken zu lassen.
    In der Hoch-Zeit der Coronapandemie bemühten sehr oft Politiker die Phrasen „Zurück zur Normalität“ oder „Ein Sommer wie früher“. Wollen wir wirklich zurück zu einer „Normalität“ oder einer „Zeit, wie früher“, die uns so weit von uns selbst entfernt hat?

    Speziell die massen-gruppendynamisch hochinteressante Coronapandemie hat uns aufgezeigt, dass sehr viele Menschen bereit sind, über Grenzen zu gehen, um am Alten festzuhalten. Das ist einerseits menschlich verständlich, denn jede Veränderung wird zunächst als Bedrohung wahrgenommen. Und bei dieser Veränderung muss es sich auch gar nicht um einen Virus handeln.
    Auf der anderen Seite werden wir uns – ob wir wollen oder nicht – der ständigen Veränderung in nächster Zeit stellen müssen. Viele beobachten schon seit Monaten in ihrem Leben eine erkennbare Beschleunigung – das gilt sowohl für Umbrüche im persönlichen Bereich als auch für angepeilte Ziele und jahrelang ungelöste Probleme. Die Veränderungen kommen zu uns in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit.

    Das Wichtigste daher, für die nächsten Monate: In allen Belangen Ruhe bewahren und so viel als möglich in der Natur Kraft tanken. Ratsam ist es zudem, den Medienkonsum drastisch einzuschränken. Die ständige Berieselung bzw. Beschallung mit negativen Botschaften und Horrorszenarien versetzt unsere Psyche und unseren Organismus in permanenten Angst- und Panikmodus, der uns nicht nur lähmt, sondern in letzter Konsequenz sogar krank macht.
    Ist dieser ruhende Ort in der eigenen inneren Mitte gefunden, lassen sich die auf uns zukommenden Ereignisse besser und kontrollierter bewältigen. Auch die klare Fokussierung, dass auf uns einschneidende Veränderungen zukommen, hilft ungemein, um ohne angsterfüllte Panikmache auf die Ereignisse der nächsten Monate vorbereitet zu sein.

    Auf ein baldiges Wiederlesen!

    Ihr Andreas Reisenbauer

    (Image by Ralf Vetterle from Pixabay)

    Sei du selbst Lenker deiner Aufmerksamkeit

    Seit Beginn 2020 sind die Menschen in Europa mit einem Phänomen konfrontiert, das es in dieser Form bislang nur in Kriegszeiten und Hungersnöten gegeben hat: Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde die Aufmerksamkeit auf ein Thema gerichtet. Überlappt wird das Thema aktuell durch den ausgebrochenen Krieg in der Ukraine. Wieder wird die Aufmerksamkeit gebündelt auf ein Thema konzentriert.
    Im Folgenden sollen jedoch nicht Hintergründe der medialen, politischen und gesellschaftlichen Fokussierung auf ein Thema erörtert werden – sondern vielmehr, wie wir uns aus diesem „Aufmerksamkeitsloch“ befreien können.

    Denn eines ist klar: Wenn wir uns nicht bewusst entscheiden, gibt es kein Entrinnen aus dem „Aufmerksamkeitsloch“. All unser Denken, unser Handeln und teilweise sogar unsere Träume werden von diesem Thema dominiert. Die Szenarien schüren in uns eventuell sogar Ängste, die sich negativ auf unsere Psyche und in weiterer Folge auf unser Immunsystem auswirken. Der oft gehörte Ratschlag, den Medienkonsum auf null zu stellen bzw. in persönlichen Gesprächen das jeweils vorherrschende Thema auszuklammern, funktioniert nur bedingt. Eventuell ist dieser Tipp sogar kontraproduktiv, denn eine grundsätzlich gesunde, fundierte Information über Themen, die die Welt oder die Region bewegen, ist für einen mündigen Staatsbürger durchaus wünschenswert.
    ABER: Selbstverständlich sollen wir selbst Lenker unserer Aufmerksamkeit sein. Wir – und nur wir – entscheiden, wohin sich unsere Aufmerksamkeit richtet. Gelingt uns dies nicht, werden wir zu Passagieren degradiert.

    1. Schritt: Erkennen, dass ein Thema zu dominant wird

    Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wann Zeitpunkt erreicht ist, dass ein Thema zu dominant unseren Geist, unsere Psyche und letztendlich unsere Seele in den Bann zieht. Wenn unsere Gedanken ständig auf dieses Thema abschweifen, wenn wir in Gesprächen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern ständig in dieses Thema „eintauchen“ und wenn uns negative Thema, mit dem wir beschallt werden, sogar um die Schlafqualität bringt, dann ist eine rote Linie überschritten.

    2. Schritt: Einschränken der Informationsbeschaffung

    Um die eigene Informationsbeschaffung kritisch zu hinterfragen, können folgende Fragen sehr hilfreich sein:
    • Welche Nachrichtenkanäle werden von mir genutzt (Internet, Radio, TV, Social Media etc.)?
    • Welche davon kann ich aktiv steuern, sodass ich bestimmen kann, wann und in welchem Ausmaß mich diese Nachrichten erreichen bzw. in welchem Umfang ich mich von diesen „erreichen lasse“?
    • Wie kann ich Gespräche, die ständig zum aktuellen Thema Nr. 1 abdriften, durch geschickte Fragen bzw. Redewendungen, einer positiven Angelegenheit zuwenden?

    Eines sei angemerkt: Es geht bei dieser selbstkritischen Analyse nicht darum, in Vogel-Strauß-Manier die Augen vor den Geschehnissen der Welt zu verschließen. Es geht vielmehr darum, einen selbstbestimmten Umgang mit dieser Informationsflut zu erlernen.

    3. Schritt: Was interessiert mich, worüber möchte ich informiert werden?

    Es gibt speziell im Internet und auf Social Media genug Möglichkeiten und Werkzeuge, sich seinen Informationsstream nach dem eigenen Gutdünken und Interessen zusammenzustellen. Dort lässt sich z. B. auch gut ausklammern, welche Beiträge zu welchem Thema man nicht lesen oder hören möchte. Auch im TV ist mittlerweile durch die Streaming-Optionen das zeitversetzte Konsumieren nach entsprechender voriger Auswahl möglich.

    Persönliche Haltung ist entscheidend

    Durch die bewusste Lenkung unserer Aufmerksamkeit nehmen wir wieder am Fahrersitz Platz und agieren nicht mehr als bloße Beifahrer. Diese Vorgangsweise weitet auch unseren Blickwinkel, denn wie wir speziell in den letzten beiden Jahren erfahren mussten, wurden sehr viele Themen bewusst in der Öffentlichkeit platziert, um von anderen Themen abzulenken. Aufmerksamen Beobachtern des Zeitgeschehens und der Massendynamik gelingt es in der Regel leichter, diese Vorgänge zu durchschauen.

    Zurück zur Normalität nach dem Tag X und dem Pandemieende – wollen wir das wirklich?

    Der Tag X, an dem die Coronapandemie endet, kommt so sicher wie das Amen im Gebet – auch wenn es derzeit weltweit widersprüchliche Aussagen gibt, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Aber er wird eintreten.
    Dann kehrt endlich wieder eine Normalität ein. Darauf freuen sich schon jetzt viele Menschen. Die schlechte Nachricht ist:

    Die „Normalität“, wie wir sie von früher her kennen, wird es nicht mehr geben.

    Natürlich werden wir in absehbarer Zeit wieder ungehindert reisen dürfen, natürlich werden wir wieder ganz normal unsere Liebsten treffen und herzen können, natürlich werden wir wieder ganz normal in den Gasthäusern ein gutes Essen bei Tisch einnehmen, natürlich werden wir wieder Theater- und Konzertaufführungen besuchen können, natürlich…

    Die Veränderung ist nachhaltig

    Warum es trotz allem die „Normalität“, die wir von früher her kennen und vielleicht dieser sogar nachtrauern, nicht mehr geben wird, ist einfach erklärt:

    Die Pandemie hat uns alle verändert. Wir sind nicht mehr jene Menschen, die wir vor 2020 waren.

    Und das ist gar nicht negativ zu verstehen. Die Eindrücke, die auf uns eingeprasselt sind, haben viele von uns zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Das war den Umständen geschuldet, denen wir ausgesetzt waren. Das Virus war hierzu nur der Auslöser, der Brandbeschleuniger. Die Umstände haben viele von uns nachhaltig verändert. Corona war auch ein Aufzeiger, ein Aufdecker von verborgenen Themen.

    Betrachten wir unser Außen, unser näheres privates Umfeld: Viele in unserem Bekanntenkreis haben sich aus heiterem Himmel seit 2020 plötzlich die Frage gestellt, ob sie noch im richtigen Beruf, in der richtigen Partnerschaft, im richtigen sozialen Umfeld sind. Auch wir selbst haben uns wohl in einigen Lebensbereichen zu hinterfragen begonnen. Viele haben auch – trotz Krise – erste Änderungsschritte gesetzt. Das Phänomen ist global zu beobachten und kann daher nicht einfach als kurzfristiger Effekt abgetan werden. Wir haben gemerkt, dass es die von früher wohlbekannte „Normalität“ es oft nicht gut mit uns gemeint hat. Wir waren Mitspieler und Mitläufer und oft nicht am Steuerrad unseres Lebens.
    Diese Erkenntnis hat etwas gemacht mit den Menschen – mit Millionen Menschen auf dem gesamten Erdball. Viele sind auch außerhalb ihres persönlichen Wirkungsbereiches kritischer mit globalen Entwicklungen geworden.

    Zynische „Kollateralschäden“

    Letztendlich ist durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ein Riss durch die Gesellschaft entstanden. Ein Riss, der durch Freundschaften, Partnerschaften, Familien und Arbeitskollegen geht. Dies als Kollateralschaden abzutun ist gleichermaßen unrichtig wie zynisch. Die Nachwirkungen werden weit länger als die Pandemie selbst andauern.
    Dabei drängt sich natürlich die Frage auf: Wie kommen wir persönlich in den Jahren nach dem Tag X gut durch die Zeit?
    „Gut durch die Zeit zu kommen“ entstammt genau jenem Denken, das wir aus der Zeit vor der Pandemie kennen. Damit haben wir uns damals zufriedengegeben. Karriere, gutes Einkommen, Familie, Wohnung oder Haus, diverse Besitztümer, Urlaube etc. Das war’s dann schon.
    Die Kernfrage, was wir wirklich wollen, wohin wir uns wirklich entwickeln wollen, ist dem „Gut-durch-die-Zeit-zu-kommen“-Denken fremd.

    Corona als Weiterentwicklungszeit

    Sehen wir Corona mit all seinen Begleiterscheinungen für uns selbst als vom Leben geschenkte Weiterentwicklungszeit. Folgende Gedanken bzw. Fragen zur Selbstreflexion können Ihnen vielleicht den einen oder anderen Impuls liefern:

    • Welche Lebensziele habe ich mir gesteckt, welche davon erreicht und welche habe ich bereits aufgegeben?
    • Welchen „falschen“ Zielen bin ich bisher nachgelaufen, um
    • Welcher Sinn soll mein Leben hier auf der Erde haben?
    • Was muss ich an/in meinem Leben ändern, dass es sinn-voller wird?
    • Ausbildung, Job, Familie, Pension – wie möchte ich den Alltag dazwischen er- bzw. beleben?
    • Welche Abstriche mache ich derzeit bei Partnerschaften und Freundschaften? Wohin zieht es mich eigentlich?
    • Welche meiner Bedürfnisse habe ich bislang ignoriert?
    • Was tue ich aktiv, um Veränderungen in meinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen?

    Das Leben ist kein Wartezimmer. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung – und sie beginnt bei dir!

    Auf ein baldiges Wiederlesen!

    Ihr Andreas Reisenbauer

    Veränderungen im Leben: Was wir von den Pflanzen lernen können

    „Die einzig gültige Konstante im Leben ist die ständige Veränderung“. Dieser wohlbekannte Satz sorgt sicher bei vielen, die in einen Veränderungsprozess unfreiwillig und unangekündigt hineingerutscht sind, für Unmut. Gerade in Zeiten wie diesen, wo altbewährte Systeme, die über Jahrzehnte Halt gegeben haben, zerbrechen.
    Veränderungen stellen uns vor große Herausforderungen. Viele Menschen erreichen bzw. überschreiten die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sowohl physisch als auch psychisch. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt der eingangs erwähnte Satz sogar zynisch. Denn Veränderungen in unserem Leben sind ähnlich vergleichbar mit dem Umtopfen von Pflanzen – um einen Vergleich aus der Botanik zu nehmen. Alle Hobbygärtner wissen, dass dieser Umtopfprozess der Pflanze enormen Stress bereitet. Noch Tage nach dem Umtopfen „trauert“ die Pflanze, beim oberflächlichen Betrachten ist sogar zu befürchten, dass sie dieser Herausforderung nicht gewachsen ist und verkümmert.
    So geht es auch uns Menschen in Veränderungsprozessen. Wir verkümmern vielleicht nicht optisch, sind aber mit vielen Gedanken beschäftigt – etwa:

    • Wir stellen uns die Frage nach dem Sinn des Lebens
    • Existenzängste machen sich breit
    • Beziehungen im privaten Umfeld stehen auf dem Prüfstand bzw. brechen weg
    • Starke Erschöpfung oder Lustlosigkeit machen sich breit
    • Emotionale Extreme werden häufiger – von „Himmel-hoch-jauchzend“ bis „Zu-Tode-betrübt“

    So wie sich allerdings auch die Pflanze wohl oder übel nicht gegen das Umtopfen bzw. die Platzierung auf einen anderen Standort wehren kann, sind auch wir sind Aufgerufen, einen neuen, guten Umgang mit der neuen Situation zu finden. Natürlich steht auch uns Menschen wie bei den Pflanzen eine „Trauerphase“ zu. Dies sollte allerdings nicht zum Dauerzustand werden, denn sonst droht man sehr rasch, in eine depressive Abwärtsspirale zu geraten. Manche Zeitgenossen schaffen diesen Weg zum Agieren aus eigenem Antrieb, ziehen sich quasi selbst am eigenen Schopf wieder aus der Misere. Andere wiederum brauchen externe Hilfe – etwa in Form einer Psychotherapie oder einem Coaching.
    Egal welchen Weg Du gehst: Wir können uns vor Veränderungen verschließen oder sie verdrängen. Sie werden allerdings immer wieder aufpoppen, bis wir uns ihnen stellen. Unserer körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit ist es nicht unbedingt zuträglich, wenn wir uns vor anstehenden Veränderungen drücken – im Hinterkopf sind diese immer präsent.
    Es geht auch nicht darum, sich allen Veränderungen wie in einem reißenden Strom hinzugeben und jede Veränderung, die im Außen stattfindet, auch mitzumachen. Da wären wir wieder nicht bei uns, sondern im Außen. Sehr wohl müssen wir uns allerdings der Frage stellen, wie wir selbst auf die Veränderung reagieren.

    Holen wir uns doch Anleihen in der Natur und kehren wir zu unserem Umtopfbeispiel zurück: Eine bestimmte Zeit nach dem Umtopfen erholen sich die meisten Pflanzen von diesem einschneidenden Erlebnis – vorausgesetzt, der Hobbygärtner hat alle pflanzenspezifischen Rahmenbedingungen berücksichtigt und ist nicht unsachgemäß vorgegangen. Die Pflanze bekommt neue Triebe und entfaltet eine vielleicht noch viel herrlichere Blütenpracht.
    Diese Pracht in Deinem Leben wünsche ich auch Dir, wenn Du Dich mutig und entschlossen Deinen individuellen Herausforderungen und Veränderungsprozessen stellst. Gerne begleite ich Dich mit unterschiedlichen Settings .

    Auf ein baldiges Wiederlesen!

    Ihr Andreas Reisenbauer

    Bild von congerdesign auf Pixabay

    Die magnetische Wirkung von Angst und wie wir sie überwinden

    Ängste funktionieren wie ein starker Magnet und manifestieren sich wie extrem starke Wünsche. Im Folgenden geht es explizit nicht um Ängste, die einen traumatischen oder phobischen Hintergrund haben, sondern um klassische „Alltagsängste“ wie:

    • Angst vor Jobverlust
    • Angst vor Einbrechern oder Überfällen
    • Angst vor Prüfungen
    • Angst vor dem Alleinsein
    • Angst vor einer Krankheit

    Wenn wir vor etwas Angst haben, dann wünschen wir uns meist , dass etwas NICHT eintritt. Dass das NICHT ein starkes „Programmierwort“ ist, ist in jedem Standard-Rhetorikkurs zu hören. Wir konzentrieren uns durch das NICHT fokussiert auf das „Angstbild“. Wir machen uns nämlich zu viele Gedanken über das, was nicht eintreten sollen. Mehr noch: Wir schmücken diese eventuelle künftige Situation gedanklich sogar noch aus und kreieren somit ein „schönes“ Feld der Angst.

    Wenn wir dieses NICHT in unseren Gedanken weglassen und uns dem STATTDESSEN oder dem ANDERS widmen, wird der Raum weiter, die Gedanken können wieder fließen und wir können uns auf neue Ziele einlassen. Wenn wir uns entscheiden, neue Gedanken über das zu denken, das eintreten soll, verändern sich unsere Bewertungen und Urteile gegenüber der eventuellen künftigen Situation. Wir orientieren uns an anderen Vorstellungen und programmieren unser Bewertungs-Schema neu. Die Angst wird geringer, wirkt weniger bedrohlich.

    Hier ein paar hilfreiche Tipps, um die Angst umzuprogrammieren:
    • Erstellen Sie für sich ein konkretes Bild vor dem geistigen Auge, wie das STATTDESSEN aussehen soll
    • Sprechen Sie das, was ANDERS sein soll, konkret mehrmals aus – gerne auch lautlos und nur in Gedanken.
    • Spüren Sie in einer ruhigen Minute hinein, wie sich das ANDERS oder das STATTDESSEN anfühlt? Welche positiven Emotionen kommen dabei hoch?

    Abschließend noch ein genereller Tipp, wie Sie intensiven Angstdruck mit einer Spontanintervention lindern können: Eine äußerst gute Methode gegen Angst ist das Singen. Wenn ein Mensch singt, ist es seinem Gehirn unmöglich, Angst zu produzieren. Jener dafür in unserem Gehirn zuständige Bereich ist dann blockiert.

    Auf ein baldiges Wiederlesen!

    Ihr Andreas Reisenbauer

    Bild von Małgorzata Tomczak auf Pixabay