Wenn die Hofübergabe zum Streitfall wird: Familienkonflikte in der Landwirtschaft

Aus meiner rund 20-jährigen Tätigkeit als Berater im land- und forstwirtschaftlichen Bereich kann ich eines ruhigen Gewissens festhalten: Die Übergabe von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben innerhalb der Familie läuft nur in den seltensten Fällen ohne zwischenmenschliche Probleme ab. Das fatale dabei: Die meisten zeigen sich oft erst Jahre nach der eigentlichen Übergabe.
Systembedingte Generationenkonflikte, unterschiedliche Betrachtungsweisen, vorbelastete Familienstrukturen und tiefgehende emotionale Kränkungen prägen die Zeit vor, während und nach dem eigentlichen Übergabeprozess.
Die zu erwartenden Hürden im sozial-persönlichen Bereich stellen ein weit höheres Risiko für das Scheitern eines Übergabeprozesses dar als die Herausforderungen im betriebswirtschaftlichen Bereich. Sind die involvierten Familienmitglieder nur halbherzig bei der Betriebsübergabe mit dabei, ist der Prozess langfristig zum Scheitern verurteilt – folgende Rahmenbedingungen sind dafür vonnöten:

  • Klare Regelungen für das spätere Zusammenleben am Betrieb
  • Umgang mit der Furcht vor dem Abseitsstehen
  • Frühzeitige Einbindung der Betriebsübernehmer
  • Spannungsfelder rechtzeitig erkennen
  • Echte Motivation für die Übergabe
  • Stärkung der Konfliktfähigkeit
  • Gründliche Vorbereitung
  • Anpassungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft
  • Offene Kommunikation
  • Entwickeln von Nachfolgeplänen
  • Regelmäßiger Blick in die Zukunft

Schließlich muss den Übergebern und Übernehmern auch folgendes klar sein:

  • Alle Beteiligten müssen die Bereitschaft zeigen, Widerstände aufzugeben
  • Die Einsicht, dass die zwischenmenschlichen Probleme den Fortbestand des Bauernhofes gefährden können
  • Die Fokussierung aller Beteiligten auf die Zukunft
  • Akzeptieren der unterschiedlichen, generationsbedingten Werte
    Diese vier Punkte sind gleichzeitig Schwachstelle und Chance für eine erfolgreiche Betriebsübergabe.

Grundsätzlich gliedert sich jede Betriebsübergabe in drei Phasen:

1. Vorbereitung der Nachfolgeregelung
2. Übergabeprozess
3. Gemeinsames Leben und Arbeiten am Betrieb

Leider wird der Fokus der Beratungsangebote der diversen Interessensvertretungen in der Regel nur auf die ersten beiden Phasen gelegt – nicht jedoch auf die dritte Phase. Denn die Praxis zeigt: Die meisten zwischenmenschlichen Konflikte treten erst durch das gemeinsame Leben und Arbeiten am Bauernhof auf. Viele Konflikte aus der Vergangenheit werden auch Jahre nach der erfolgten Übergabe erneut aktualisiert. Zudem können aktuelle Entwicklungen im Familiensystem (Geburt der Enkelkinder, andere Arbeitsaufteilungen etc.) neue Konflikte kreieren.

Der Großteil der Übergabeprozesse findet unter Beiziehung von Fachexperten aus dem wirtschaftlichen, steuerlichen und finanztechnischen Kontext statt. Experten aus den Bereichen Mediation, Coaching, Familientherapie sowie Lebens- und Sozialberatung werden nur in Ausnahmefällen zu Rat gezogen – oder wenn es bereits 5 nach 12 ist.

Entschließt sich allerdings die Familie für diesen Schritt, so erhalten alle Beteiligten die Chance, dass langjährige interne familiäre Konflikte sichtbar gemacht, bearbeitet und einer guten Lösung zugeführt werden. Letzteres verändert – mehr noch wie die eigentliche Übergabe des Bauernhofes selbst – das Leben der Familienmitglieder zum Positiven. Dadurch ist ein doppelter Nutzen erkennbar, der vielleicht sogar noch Jahrzehnte positiv nachhallen wird.

Sie möchten auch für Ihren land- und forstwirtschaftlichen Betrieb eine gute Lösung im zwischenmenschlichen Bereich?

(Bild von Leopictures auf Pixabay)



Generation X, Generation Y und Generation Z: Wenn Gegensätze zu Chancen werden

Die unterschiedlichen Prägungen von Generationen sorgen für Zündstoff: Hohes Pflichtbewusstsein und ebenso hohe Leistungsbereitschaft gepaart mit dem Hang zu extremen Leistungsdruck vs. Hang zur Improvisation, das Gehen von ungewöhnlichen Lösungswegen und den Wert einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Dazu kommt noch die gängige Schubladisierung der gegenseitigen Stereotypen, die die Gräben nur noch unüberwindbarer werden lassen.
Die verschiedenen Temperamente von mehreren Generationen am Arbeitsplatz (Generation X, Generation Y und Generation Z) bringen sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Um die unterschiedlichen Sichtweisen von Jung und Alt auf ein unternehmerisches Ziel auszurichten, ist ein umfassendes Generationsmanagement erforderlich – vor allem, um Konfliktfelder aufzudecken, Reibungspunkte zu minimieren und gemeinsame, generationsübergreifende Ziele zu kreieren.
In einem individuell gestaltbaren Generationen-Mentoring-Prozess werden die zwischenmenschlichen Bedürfnisse und Erwartungen der unterschiedlichen Generationen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Dabei widmen wir uns zentral folgenden Themen:

  • Etablierung einer offenen Kommunikation
  • Mentoring und Reverse-Mentoring
  • Wertschätzung der Vielfalt
  • Hinterfragen der Vorurteile und Stereotypen
  • Bearbeiten von Missverständnissen und Konflikten
  • Widerstand gegen Veränderungen

Wenn unterschiedliche Generationen ihre Begabungen miteinander verbinden, können gemeinsam unternehmerische Vorhaben in Bewegung gebracht werden – gerne unterstütze ich auch Ihr Unternehmen dabei. Kontaktieren Sie mich für ein unverbindliches Vorgespräch, wie ein solcher Generationen-Mentoring-Prozess in Ihrem Unternehmen aussehen könnte.

Wie kann ich meinen Mann zu einer Paarberatung bzw. Paartherapie bewegen?

Wenn ein Paar vor einer schwierigen Situation steht, ist der Gang zum Paartherapeuten oder Paarberater oft ein erster Schritt aus der emotionalen Sackgasse. Da der Titel dieses Blogbeitrags suggerieren könnte, dass Männer tendenziell dieser Methode reserviert gegenüberstehen, möchte der – männliche – Schreiber dieser Zeilen folgendes festgehalten: Wir Paartherapeuten und Paarberater erleben das Phänomen in unseren Praxen, dass die männlichen Vertreter der oft gescholtenen „jüngeren Generation“ weit offener diesem Thema zugewandt sind. Will heißen: Für die 20- bis 30-jährigen ist eine Paarberatung ein ähnlich unaufgeregter Prozess wie der Gang zum Hausarzt des Vertrauens.
Selbstverständlich gibt es auch viele Vertreter meines Geschlechtes, die sich weit jenseits des 30. Lebensjahres befinden, und mit ihrer Partnerin bei einer Beratung die gemeinsame Paarbeziehung reflektieren bzw. ev. sogar Schritte zur Änderung einleiten.
ABER: Bei einem Großteil der Männer löst alleine das Wort „Paarberatung“ oder „Paartherapie“ einen allergischen Schock oder zumindest Schnappatmung aus. Sein intimstes Innerstes vor einer „Psycho-Tante“ oder einen „Psycho-Onkel“ auszubreiten – nein, das geht überhaupt nicht!
Hier eine kleine Auswahl an Ausreden, die Männer ihren Frauen präsentieren, wenn letztere die Paarbeziehung mit Hilfe eines außenstehenden Dritten verbessern möchten:
bq. „Das kriegen wir schon selber hin.“

„Fahren wir mal wieder ein paar Tage in die Therme, dann passt es schon wieder.“

„Ich weiß nicht, was du hast. Bei uns ist doch eh alles in Ordnung. Auch anderen Paaren geht es ab und zu mal schlechter.“

„Das wird schon wieder. Wahrscheinlich hast du es wieder mit deinen Hormonen…“

„Wenn wir öfters Sex hätten, hätten wir auch weniger Probleme und du wärst nicht so unzufrieden.“

Na, liebe weibliche Leserinnen dieses Blogartikels? Schon mal so eine Aussage von Ihrem „Schatzi“ vernommen?
Mit diesen Killerphrasen, die keine weitere Diskussion über dieses Thema zulassen, wird dann der Vorstoß der Frau abgehakt. Das Thema ist – zumindest für den Mann – vom Tisch. Und die Probleme werden weiterhin unter den Teppich gekehrt. Wohl wissend, dass diese sich im Laufe der Jahre zu einem immer größeren Berg an Verletzungen, Missverständnisse und unerfüllte Wünsche anhäufen werden.

Bevor ich speziell den geschätzten Leserinnen dieses Blogartikels ein paar Tipps mit auf den Weg gebe, möchte ich Sie ein wenig mit der männlichen Psyche vertraut machen, warum ein derartiges Vermeidungsverhalten erkennbar ist.

Achtung, nun folgende einige Generalisierungen, die im Einzelfall sich natürlich anders darstellen können:
Grundsätzlich ist für einen Mann ein Gang zu einer Paarberatung oder Paartherapie mit massiven Kontrollverlust verbunden. Welche Themen werden vom Berater/Therapeuten angesprochen? Werde ich mit Fehlern konfrontiert, für dich ich keine Gegenargumente habe? Wird die Situation dadurch vielleicht noch schlimmer? Werde ich Handicaps haben, weil ich mich kommunikativ nicht so gut ausdrücken kann?
Da die Beratungs- und Psychotherapieszene zu einem großen Teil von Frauen geprägt ist, kommt zudem noch die Angst des Mannes dazu, dass sich die Therapeutin oder auch die Beraterin mit der Partnerin solidarisieren könnte.
Dies sind die am häufigsten geäußerten negativen „Erwartungshaltungen“ von Männern gegenüber einer Beratung oder Therapie. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass dies speziell bei Männern in den ersten Anfangsminuten einer Beratung sogar durch eine immense Körperanspannung sichtbar wird. Dies verfliegt allerdings rasch, sobald „Mann“ merkt, dass hier ein gleichberechtigter Prozess wertschätzend moderiert wird.
Gut, nun kennen wir die Schwellenangst, die viele Männer eine Paarberatung meiden lässt.

Wie motiviere ich nun meinen Mann zu einer Paarberatung?

Jetzt sind wir bei der Einstiegsfrage dieses Blogartikels angelangt. Wie kann ich meinen Mann den noch zu einer Paarberatung bzw. Paartherapie bewegen?
Diese Frage kennt wohl jeder Psychologe, jeder Therapeut und jeder Berater nur zu gut. Hier einige Tipps in einer nicht zufällig gewählten Reihenfolge, wir beginnen bei der geringsten Eskalationsstufe – und gehen jeweils zur nächsten vor, wenn die vorherige Variante nicht zielführend war:

Eskalationsstufe 1:
Versuchen Sie in einem Gespräch mit Ihrem Mann die eingangs erwähnten Schwellenängste indirekt anzusprechen und die Sorgen zu zerstreuen. Überlassen Sie auch dem Mann die Wahl des Beraters oder des Therapeuten.

Eskalationsstufe 2:
Erklären Sie Ihrem Mann, dass Sie keinesfalls mehr gewillt sind, diese Beziehung so weiterzuführen wie bisher. Wenn Kommunikation unter den Partnern nicht möglich ist, braucht es eine außenstehende 3. Person. Setzen Sie Ihrem Partner eine Frist von zwei bis drei Wochen, wo er einen Termin für eine Paarberatung ausmacht.

Eskalationsstufe 3:
Ist diese Frist ergebnislos verstrichen, muss Ihr Partner die Konsequenzen spüren. Reduzieren Sie die Kommunikation auf das Nötigste (z. B. die gemeinsamen Kinder etc.) und reduzieren Sie Ihre Arbeitsleistung im gemeinsamen Haushalt drastisch. Sie werden sich wundern, was ein Berg von liegengebliebener Wäsche oder Geschirr schon so alles bewirkt hat.

Eskalationsstufe 4:
Gehen Sie in weiterer Folge auf räumliche Distanz in der gemeinsamen Wohnung bzw. im gemeinsamen Haus. Verlassen Sie auch das gemeinsame Bett. Zärtlichkeiten können eben nur ausgetauscht werden, wenn auch die Kommunikationsbasis stimmt.

Eskalationsstufe 5:
Unternehmen Sie viel mit Freundinnen und Bekannten, bleiben Sie auch das eine oder andere Mal über Nacht weg, ohne dies groß vorher anzukündigen.

Eskalationsstufe 6:
Fruchten all diese Schritte nichts, führt der Weg an einer Vorstufe von „Trennung auf Zeit“ kein Weg vorbei. Ihr Partner muss wissen, dass es Ihnen ernst ist. Ein Auszug über mehrere Tage bringt auch hier bereits oft Dynamik in das System.

Eskalationsstufe 7:
Erst der letzte Schritt sollte die klare Botschaft beinhalten: „Wenn du mit mir nicht bereit bist, an unserer Beziehung zu arbeiten, werde ich die Scheidung einreichen.“ Dazu müssen Sie dann auch bereit sein, den Kontakt zu einem Anwalt zu suchen, der ein solches Papier zumindest für Sie vorbereitet. Im besten Fall benötigen Sie dieses natürlich nicht wirklich. Es ist das allerletzte Druckmittel. Sollten Sie nicht verheiratet sein und in einer Partnerschaft leben, wäre das Äquivalent zum Scheidungspapier ein juristisches Schreiben bezüglich der Gütertrennung und die Regelungen bezüglich Alimente und Besuchslösungen, wenn es gemeinsame Kinder gibt.

Sie werden sich beim Lesen dieser Eskalationsschritte sicherlich gedacht haben: „Muss das wirklich sein, dass ich meinem Partner die Daumenschrauben derart ansetze, damit er mit mir einen Neustart macht?“

Die Antwort ist ein klares JA!

Schön wäre es, wenn Sie nicht bis zur Eskalationsstufe 7 gelangen müssten. Seien Sie aber versichert: Wenn Sie nichts unternehmen, bleibt dennoch nichts wie es ist. Die Beziehung verschlechtert sich über die Jahre sukzessive und Sie und Ihr Partner verlieren wertvolle Lebenszeit. Ganz zu schweigen von der Vorbildfunktion, die Sie für Ihre Kinder innehaben. Sie und Ihr Partner sind der erste Beziehungsentwurf für die spätere „Beziehungszukunft“ ihrer Kinder. All das, was Sie an Konfliktlösung und Beziehungsarbeit vorleben, wird Ihr Nachwuchs auch übernehmen. All das, was Sie unterlassen, ebenso.
Aus meiner jahrelangen Praxis kann ich Sie aber beruhigen: Viele Paare kommen nach Erreichen der Eskalationsstufe 7 zu mir in die Praxis – und schaffen endlich durch das gemeinsame Reden einen Neustart. Ohne Scheidung und ohne Trennung.
Auch Ihnen wünsche ich, dass Sie diese Kurve kratzen – auch wenn teilweise harte Bandagen angelegt werden müssen. Die sind leider nötig, denn das männliche Beharrungsvermögen (in vielen Situationen ein Vorteil) ist nicht zu unterschätzen.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von domitian auf Pixabay)

Das Loslassen und die Angst vor der Zeit danach

„Wenn man das Loslassen erst mal anpackt, hat man alle Hände voll zu tun.“ Dieses Zitat der Lyrikerin Almut Adler passt für viele Loslöseprozesse auf mannigfaltige Art und Weise, etwa
  • zwischen Kindern und deren Eltern
  • von alten Gewohnheiten oder Verhaltensmustern
  • beim Verabschieden von verbissen verfolgten Unternehmenszielen
  • beim Aufbrechen zu neuen Ufern (beruflich wie privat)

Die Liste könnte man wohl noch beliebig lang erweitern. Klienten fragen sehr oft, wie sie den richtigen Zeitpunkt zum Loslassen erkennen können. Die Antwort dazu ist simpel:

„Wenn das, was Sie anstreben, attraktiver ist als das, wo Sie herkommen bzw. womit Sie derzeit noch verhaftet sind“

Ich denke, diesen Gedanken kann man ruhig als Grundregel für sehr viele Loslöseprozesse betrachten. Wichtig ist aber auch, sich bei einem Loslöseprozess folgende Fragen zu stellen:

  • Was lasse ich zurück?
  • Welche künftigen Aufgaben stellen sich mir nun?
  • Kenne ich alle Konsequenzen und kann ich diesen auch zustimmen?
  • Welche Hilfen und Ressourcen werden mich beim Start in ein anderes Leben begleiten und unterstützen?

Diese Fragen helfen vor allem, sich der Angst vor der Zeit nach dem Loslöseprozess zu stellen und diese Schwellenängste abzubauen.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Image by Emi Lija from Pixabay)

Wie Unternehmen "erfolgreich" scheitern

Für alle Leser dieses Blogs, die sich – gerade in Zeiten wie diesen – damit beschäftigen, wie Unternehmen und Organisationen oft falsch ticken, möchte ich das schon etwas ältere, aber dennoch brandaktuelle Buch Scheitern mit Erfolg von Holger Regber empfehlen. In elf verpackten Geschichten wird hier über den perfiden Unternehmens- und Beratungsalltag in modernen Zeiten berichtet. Sie sind gleichzeitig auch symptomatisch für die Arbeitsauf- und einteilung in vielen Organisationen. Die Auswirkungen sehen wir dann sehr oft in den ersten Bildern einer Organisationsaufstellung.

Indirekt gibt das Buch Antworten auf folgende Fragen:

  • … warum beschäftigen Behörden nach Umstrukturierungen in der Regel mehr Mitarbeiter und verursachen höhere Kosten?
  • … wieso scheint zwischen Wachstum und Selbstbeschäftigung im Unternehmen ein direkter Zusammenhang zu bestehen?
  • … weshalb werden immer die befördert, die in ihrem bisherigen Job gut waren, und nie die, die für eine neue Aufgabe tatsächlich geeignet sind?
  • … warum hat eine Qualitätsnorm nichts mit Qualität zu tun?
  • … wieso verursacht Arbeitsteilung Mehrarbeit?
  • … weshalb scheitern so viele Veränderungen?

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von Sophie Janotta from Pixabay)

Scheitern vorprogrammiert: Flucht vor der eigenen Vergangenheit

Wer vor seiner Vergangenheit flieht, verliert immer das Rennen.

Der aus den USA stammende Lyriker, Dramatiker und Kritiker Thomas Stearns Eliot hat mit diesem Zitat klar auf den Punkt gebracht, welche Dynamiken in Familiensystemen vorherrschen. In Fluchtstrategien sind wir Menschen ohnehin unschlagbar, über Jahrzehnte kann es gutgehen, dass die eine oder andere persönliche Belastung aus der Vergangenheit scheinbar „ad acta“ gelegt worden. Meist wird in diesem Zusammenhang auch folgende abgedroschene Phrase erwähnt:

Die Zeit heilt alle Wunden.

Tut sie nicht, sie lindert vielleicht so manche Verletzung, Kränkung oder Abweisung aus der Vergangenheit – mehr aber auch nicht. Auch deckt die Zeit viele Wunden gerne zu.

Durch bestimmte Ereignisse oder Wiederholungen des erlittenen Musters werden diese Zeichen der Vergangenheit wieder empor geholt. Ganz gleich, ob sich die Betreffenden in eine Therapie, Beratung oder Systemaufstellung begeben – wichtig ist, dass der Vergangenheit ins Auge geblickt wird, um wieder die Zukunft in den Fokus rücken zu können.

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Dein Andreas Reisenbauer

(Bild von Thanks for a like 👍 And ☕ a coffee 😉♥️ auf Pixabay)

Tipps für die Reduktion von Angst in Zeiten wie diesen

Angst vor Viren? Angst vor dem Krieg? Angst vor der Energieknappheit? Angst vor der Inflation? Angst vor Migration? Angst vor dem Klimawandel? Angst vor dem bevorstehenden Polsprung? Angst vor Naturkatastrophen?

Dies dürfte in etwa die Liste jener Ängste sein, die die Menschen rund um den Erdball aktuell beschäftigen. Es reicht schon eine dieser Ängste aus, damit Menschen in Resignation verfallen. Die Kombination von mehreren daraus erhöht dieses Risiko ungemein.
Die Ergebnisse sind massive Zukunftsängste, Antriebslosigkeit und Perspektivenlosigkeit. Man kann schließlich ohnehin, gegen den seit über zwei Jahren andauernden Krisenmodus nichts machen.

Stimmt, gegen die Krisen ist als Einzelner schwer anzukämpfen. Sehr wohl liegt es an uns, wie wir mit den daraus resultierenden Ängsten umgehen. Lassen wir Sie in uns heran?

Der aktive Wille als persönlicher Schutz

Nehmen wir dazu die Metapher einer mittelalterlichen Burganlage. Jede dieser Anlagen bestand in der Regel aus befestigten Mauern, die nur durch Tore passierbar sind. Diese waren meist durch Zugbrücken gesichert, falls ein Feind nach.
Dieser „Feind“ sind nun in unserer Welt die eingangs geschilderten Ängste. Das Burginnere steht für unsere Psyche. Die Ängste als unsere „Feinde“ versuchen – unterstützt durch ständige mediale Befeuerung – unsere sichere „Burg“ zu überrennen und sie in Dauerbeschlag zu nehmen. Dabei vergessen wir eine wichtige Einrichtung – nämlich die Zugbrücken.
Sie stehen für unseren aktiven Willen, diesem „feindlichen“ Angstschwall etwas entgegenzusetzen – nämlich unsere freie Entscheidung, was wir an uns heranlassen und was nicht.
Die Kernfrage ist nun: Wie können wir aktiv unsere „Zugbrücken“, unseren aktiven Willen stimulieren, damit eindringende Ängste zumindest weniger eindringen können?

Tipp 1: Medienkonsum einschränken und steuern

Es geht bei der Einschränkung des Medienkonsums nicht darum, sich vom lokalen und Weltgeschehen abzuschotten. Wir sind ein Individuum, eingebettet in eine Gesellschaft. Wenn Sie also nicht gerade hauptberuflicher Eremit in einer Höhle in einem unwegsamen Gebiet sind, ist es natürlich ratsam, sich mit bestimmten Themen auseinander zu setzen.
Sie sollten allerdings steuern, was sie lesen. Bei den Radio, TV und Zeitungen geht dies problemlos durch eine bewusste Entscheidung. Bei digitalen Medien nutzen Sie doch die Vielzahl an Helferleins (Feedreader, News-Aggregatoren etc.), wo sie auf Punkt und Beistrich bestimmen können, was Sie lesen und – vor allem – was Sie NICHT lesen wollen.

Tipp 2: Häufigkeit des Infokonsums bestimmen
Unsere digitalen Begleiter wie Handy, Tablets und Smartwatches begleiten ständig im Alltag. Die ständigen Benachrichtigungsmöglichkeiten überfluten uns erneut mit unerwünschten Informationen: Hier ein neuer Facebook-Post zum Krieg in der Ukraine, dort ein neues Video über einen wieder aktuell gewordenen Lockdown in China und noch ein paar WhatsApp-Nachrichten über die jüngsten haarsträubenden Aussagen von Politikern.
Deaktivieren Sie alle nicht unbedingt notwendigen Benachrichtigungsfunktionen Ihres Gerätes. Sie entscheiden, wann und wo und was Sie lesen – nicht das Mobiltelefon oder die Smartwatch.

Tipp 3: Keine negativen Botschaften vor dem Einschlafen
Es empfiehlt sich, zumindest bis eine Stunde vor dem Gang ins Bett, keine negativen, angstmachenden Nachrichten auf welchem Info-Kanal wie immer zu konsumieren. Ihr Unterbewusstsein wird es Ihnen mit einem erholsameren Schlaf danken.

Zurück zur Normalität nach dem Tag X und dem Pandemieende – wollen wir das wirklich?

Der Tag X, an dem die Coronapandemie endet, kommt so sicher wie das Amen im Gebet – auch wenn es derzeit weltweit widersprüchliche Aussagen gibt, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Aber er wird eintreten.
Dann kehrt endlich wieder eine Normalität ein. Darauf freuen sich schon jetzt viele Menschen. Die schlechte Nachricht ist:

Die „Normalität“, wie wir sie von früher her kennen, wird es nicht mehr geben.

Natürlich werden wir in absehbarer Zeit wieder ungehindert reisen dürfen, natürlich werden wir wieder ganz normal unsere Liebsten treffen und herzen können, natürlich werden wir wieder ganz normal in den Gasthäusern ein gutes Essen bei Tisch einnehmen, natürlich werden wir wieder Theater- und Konzertaufführungen besuchen können, natürlich…

Die Veränderung ist nachhaltig

Warum es trotz allem die „Normalität“, die wir von früher her kennen und vielleicht dieser sogar nachtrauern, nicht mehr geben wird, ist einfach erklärt:

Die Pandemie hat uns alle verändert. Wir sind nicht mehr jene Menschen, die wir vor 2020 waren.

Und das ist gar nicht negativ zu verstehen. Die Eindrücke, die auf uns eingeprasselt sind, haben viele von uns zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Das war den Umständen geschuldet, denen wir ausgesetzt waren. Das Virus war hierzu nur der Auslöser, der Brandbeschleuniger. Die Umstände haben viele von uns nachhaltig verändert. Corona war auch ein Aufzeiger, ein Aufdecker von verborgenen Themen.

Betrachten wir unser Außen, unser näheres privates Umfeld: Viele in unserem Bekanntenkreis haben sich aus heiterem Himmel seit 2020 plötzlich die Frage gestellt, ob sie noch im richtigen Beruf, in der richtigen Partnerschaft, im richtigen sozialen Umfeld sind. Auch wir selbst haben uns wohl in einigen Lebensbereichen zu hinterfragen begonnen. Viele haben auch – trotz Krise – erste Änderungsschritte gesetzt. Das Phänomen ist global zu beobachten und kann daher nicht einfach als kurzfristiger Effekt abgetan werden. Wir haben gemerkt, dass es die von früher wohlbekannte „Normalität“ es oft nicht gut mit uns gemeint hat. Wir waren Mitspieler und Mitläufer und oft nicht am Steuerrad unseres Lebens.
Diese Erkenntnis hat etwas gemacht mit den Menschen – mit Millionen Menschen auf dem gesamten Erdball. Viele sind auch außerhalb ihres persönlichen Wirkungsbereiches kritischer mit globalen Entwicklungen geworden.

Zynische „Kollateralschäden“

Letztendlich ist durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ein Riss durch die Gesellschaft entstanden. Ein Riss, der durch Freundschaften, Partnerschaften, Familien und Arbeitskollegen geht. Dies als Kollateralschaden abzutun ist gleichermaßen unrichtig wie zynisch. Die Nachwirkungen werden weit länger als die Pandemie selbst andauern.
Dabei drängt sich natürlich die Frage auf: Wie kommen wir persönlich in den Jahren nach dem Tag X gut durch die Zeit?
„Gut durch die Zeit zu kommen“ entstammt genau jenem Denken, das wir aus der Zeit vor der Pandemie kennen. Damit haben wir uns damals zufriedengegeben. Karriere, gutes Einkommen, Familie, Wohnung oder Haus, diverse Besitztümer, Urlaube etc. Das war’s dann schon.
Die Kernfrage, was wir wirklich wollen, wohin wir uns wirklich entwickeln wollen, ist dem „Gut-durch-die-Zeit-zu-kommen“-Denken fremd.

Corona als Weiterentwicklungszeit

Sehen wir Corona mit all seinen Begleiterscheinungen für uns selbst als vom Leben geschenkte Weiterentwicklungszeit. Folgende Gedanken bzw. Fragen zur Selbstreflexion können Ihnen vielleicht den einen oder anderen Impuls liefern:

  • Welche Lebensziele habe ich mir gesteckt, welche davon erreicht und welche habe ich bereits aufgegeben?
  • Welchen „falschen“ Zielen bin ich bisher nachgelaufen, um
  • Welcher Sinn soll mein Leben hier auf der Erde haben?
  • Was muss ich an/in meinem Leben ändern, dass es sinn-voller wird?
  • Ausbildung, Job, Familie, Pension – wie möchte ich den Alltag dazwischen er- bzw. beleben?
  • Welche Abstriche mache ich derzeit bei Partnerschaften und Freundschaften? Wohin zieht es mich eigentlich?
  • Welche meiner Bedürfnisse habe ich bislang ignoriert?
  • Was tue ich aktiv, um Veränderungen in meinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen?

Das Leben ist kein Wartezimmer. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung – und sie beginnt bei dir!

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr Andreas Reisenbauer

So mancher Rückzug bringt mehr Wohlbefinden im Alltag

Die aktuelle Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen beansprucht seit bald zwei Jahren täglich unsere Aufmerksamkeit. Wir werden rund um die Uhr mit Nachrichten, Horrormeldungen, Fake News, politischen Botschaften und Meinungen bombardiert. Wir können dem Thema kaum entrinnen. Selbst wenn wir unseren Medienkonsum auf null reduzieren würden – also wenn wir bewusst die Informationskanäle via TV, Radio, Internet und Printmedien ignorieren. Denn sobald wir mit unseren Mitmenschen interagieren, kommt nach einer bestimmten Zeit das Gespräch auf die Coronathematik. Und wieder sind wir mittendrin in diesem „Hexenkessel der Information“, unsere Aufmerksamkeit geht wieder in eine Richtung, die wir eigentlich nicht wollen.

Der Eremit auf der Alm

Ich lade Sie zu einem Gedankenexperiment ein. Stellen Sie sich vor, Sie hatten im Frühjahr 2019 eine mehrjährige Stelle als Sennerin oder Senner in einem sehr entlegenen Gebiet in den Alpen angetreten. Sie sind absoluter Selbstversorger, leben völlig autark. Sie backen ihr Brot selbst, produzieren selbst Butter und Käse und ernähren sich von den Erzeugnissen aus eigener Schlachtung bzw. was Ihnen die Natur an Essbarem liefert. Da Sie keinen Strom haben, können Sie auch keine Nachrichten via TV, Radio oder mobilem Internet empfangen. Sie wissen nicht, dass seit dem Frühjahr 2020 große Teile der Welt in einem Ausnahmezustand befinden. Sie leben nur für sich, Ihre Tiere und die herrliche Bergwelt, die Sie umgibt. Eine tolle Vorstellung, nicht? Viele Menschen äußern in der aktuellen angespannten Situation den Wunsch, einfach aus dem Alltag auszusteigen – zumindest bis diese Pandemie ein Ende hat. Die Vorstellungen von einem derartigen Leben sind – gelinde gesagt – etwas geschönt. Denn unsere Geschichte mit dem Senner-Dasein bleibt natürlich nicht so idyllisch.

Konfrontation mit der Realität

Denn auch der einsamste alpenländische Hüttenbewohner benötigt Vorräte, Waren und Lebensmittel, die es auf seiner Alm nicht gibt. Also müssen Sie zumindest ein- oder zweimal im Jahr den Weg ins Tal suchen, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen.
Wie groß muss dann die Überraschung sein, wenn Sie dort auf Menschen treffen, die das gegenseitige Begrüßen nicht mit einem traditionellen Handschlag, sondern mit der „Ghettofaust“ besiegeln. Augen würden Sie auch beim Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft machen, wo plötzlich alle Masken im Gesicht tragen. Oder dass Ihnen wohl der Eintritt in den kleinen Werkzeugmarkt verwehrt wird, da sie keine Impfung erhalten haben und somit hier nicht als Kunde bedient werden können. Ihr sonst bei Ihren Besuchen im Tal obligatorische Besuch im Dorfwirtshaus muss diesmal aus demselben Grund entfallen.
Spätestens dann werden Sie wohl das Gespräch mit den Menschen vor Ort suchen und die Ursachen ergründen. In der Kürze der Erzählung werden Sie es voraussichtlich kaum fassen können, wie sich die gesellschaftlichen Strukturen binnen weniger Monate verändert hat. Irgendwann werden Sie wohl dem Dorf kopfschüttelnd den Rücken kehren und wieder den Rückweg zu Ihrer Almhütte antreten. Zurück in die – vermeintlich – heile Idylle. Weit gefehlt. Obwohl in der vertrauten Umgebung angelangt, beschäftigen Sie wohl in Ihren Gedanken die deutlichen Veränderungen bei den Menschen im Tal. Wie muss es dann erst in dichter besiedelten Gebieten zugehen, wenn schon im kleinen Dorf die Auswirkungen der Pandemie so stark spürbar sind, fragen Sie sich vielleicht. Auch wenn Sie für eine bestimmte Zeit das Leben in der Einsamkeit gesucht haben, sind Sie ein soziales Wesen und interagieren mit den Sorgen und Nöten Ihrer Mitmenschen. Selbstverständlich machen Sie sich auch Gedanken, wie Ihre Rückkehr in die Gesellschaft nach Beendigung der Tätigkeit auf der Alm ablaufen wird. Sie können sich trotz Ihres Einsiedlertums nicht von der Außenwelt abschotten. Sehr wohl können Sie aber den Umgang mit der Außenwelt selbst gestalten.

Zurück ins gesellschaftliche Universum

Die meisten Leser dieser Zeilen werden wohl kaum einen derartigen Lebensentwurf wie unser Senner haben. Die Geschichte soll aufzeigen, dass auch der einsamste Eremit nicht davor gefeit ist, wenn ein alles beherrschendes Thema über den Globus hereinbricht. Das gilt noch mehr natürlich für uns, die wir mitten im gesellschaftlichen Leben stehen und einem bestimmten Maß an Nachrichten kaum entgehen können.
Sie soll uns außerdem zum Nachdenken anregen, welche Anleihen wir – nicht nur in Zeiten von Corona & Co. – vom Eremiten-Dasein nehmen können. Etwa mit folgenden Fragen zur Selbstreflexion:

  • Woran erkenne ich, wann ein Rückzug für mich angebracht ist?
  • Welche Frühwarnsignale sendet mir mein Körper, wenn ich mit einem belastenden Thema überfordere und eine Auszeit brauche?
  • Welche neuen Sichtweisen auf ein Thema bringt mir dieser Abstand?
  • Wie schaut dieses „Abstand halten“ in der Praxis aus?
  • Mit welchen Menschen umgebe ich mich? Welche tun mir gut, welche weniger?
  • Woran merke ich, dass ich mir zu viele einseitige, negative Informationen auflade? Und was sind meine Gegenstrategien?

Gönnen Sie sich hie und da einen Rückzug

Fazit: Gönnen wir uns – analog zu unserem Senner – einen Rückzug, um belastende Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Mit dem Rückzug ist aber nicht eine physische Übersiedelung in alpine Regionen gemeint, sondern in gedanklicher Hinsicht. Die Rahmenbedingungen von herausfordernden Lebensphasen lassen sich zwar nicht ändern, aber sehr wohl unsere Herangehensweise. Wir entscheiden, ob wir in ein Thema einsteigen oder nicht. Dazu müssen wir nicht auf die Alm ziehen, die Veränderung beginnt bei uns selbst.

Auf ein baldiges Wiederlesen

Ihr Andreas Reisenbauer

Foto: Pixabay/tassilo111

Veränderungen im Leben: Was wir von den Pflanzen lernen können

„Die einzig gültige Konstante im Leben ist die ständige Veränderung“. Dieser wohlbekannte Satz sorgt sicher bei vielen, die in einen Veränderungsprozess unfreiwillig und unangekündigt hineingerutscht sind, für Unmut. Gerade in Zeiten wie diesen, wo altbewährte Systeme, die über Jahrzehnte Halt gegeben haben, zerbrechen.
Veränderungen stellen uns vor große Herausforderungen. Viele Menschen erreichen bzw. überschreiten die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sowohl physisch als auch psychisch. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt der eingangs erwähnte Satz sogar zynisch. Denn Veränderungen in unserem Leben sind ähnlich vergleichbar mit dem Umtopfen von Pflanzen – um einen Vergleich aus der Botanik zu nehmen. Alle Hobbygärtner wissen, dass dieser Umtopfprozess der Pflanze enormen Stress bereitet. Noch Tage nach dem Umtopfen „trauert“ die Pflanze, beim oberflächlichen Betrachten ist sogar zu befürchten, dass sie dieser Herausforderung nicht gewachsen ist und verkümmert.
So geht es auch uns Menschen in Veränderungsprozessen. Wir verkümmern vielleicht nicht optisch, sind aber mit vielen Gedanken beschäftigt – etwa:

  • Wir stellen uns die Frage nach dem Sinn des Lebens
  • Existenzängste machen sich breit
  • Beziehungen im privaten Umfeld stehen auf dem Prüfstand bzw. brechen weg
  • Starke Erschöpfung oder Lustlosigkeit machen sich breit
  • Emotionale Extreme werden häufiger – von „Himmel-hoch-jauchzend“ bis „Zu-Tode-betrübt“

So wie sich allerdings auch die Pflanze wohl oder übel nicht gegen das Umtopfen bzw. die Platzierung auf einen anderen Standort wehren kann, sind auch wir sind Aufgerufen, einen neuen, guten Umgang mit der neuen Situation zu finden. Natürlich steht auch uns Menschen wie bei den Pflanzen eine „Trauerphase“ zu. Dies sollte allerdings nicht zum Dauerzustand werden, denn sonst droht man sehr rasch, in eine depressive Abwärtsspirale zu geraten. Manche Zeitgenossen schaffen diesen Weg zum Agieren aus eigenem Antrieb, ziehen sich quasi selbst am eigenen Schopf wieder aus der Misere. Andere wiederum brauchen externe Hilfe – etwa in Form einer Psychotherapie oder einem Coaching.
Egal welchen Weg Du gehst: Wir können uns vor Veränderungen verschließen oder sie verdrängen. Sie werden allerdings immer wieder aufpoppen, bis wir uns ihnen stellen. Unserer körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit ist es nicht unbedingt zuträglich, wenn wir uns vor anstehenden Veränderungen drücken – im Hinterkopf sind diese immer präsent.
Es geht auch nicht darum, sich allen Veränderungen wie in einem reißenden Strom hinzugeben und jede Veränderung, die im Außen stattfindet, auch mitzumachen. Da wären wir wieder nicht bei uns, sondern im Außen. Sehr wohl müssen wir uns allerdings der Frage stellen, wie wir selbst auf die Veränderung reagieren.

Holen wir uns doch Anleihen in der Natur und kehren wir zu unserem Umtopfbeispiel zurück: Eine bestimmte Zeit nach dem Umtopfen erholen sich die meisten Pflanzen von diesem einschneidenden Erlebnis – vorausgesetzt, der Hobbygärtner hat alle pflanzenspezifischen Rahmenbedingungen berücksichtigt und ist nicht unsachgemäß vorgegangen. Die Pflanze bekommt neue Triebe und entfaltet eine vielleicht noch viel herrlichere Blütenpracht.
Diese Pracht in Deinem Leben wünsche ich auch Dir, wenn Du Dich mutig und entschlossen Deinen individuellen Herausforderungen und Veränderungsprozessen stellst. Gerne begleite ich Dich mit unterschiedlichen Settings .

Auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr Andreas Reisenbauer

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